Die Namen des
Neembaums
In der alten persischen Sprache Farsi nannte man den Niembaum Azad Darakht
i Hindi, den freigiebigen Baum Indiens. Von dieser Benennung leitete zuerst
der berühmte schwedische Naturforscher und Begründer der systematischen
Nomenklatur (Namensgebung) Carl von Linné (1707-1778) den lateinischen
Namen des Niembaumes ab. Die heute gültige botanische Benennung lautet:
Antelaea azadirachta oder Azadirachta Indica.
Auf die Initiative von Gouverneur Sir Frederick Gordon Guggisberg (1869-1930),
der den Niembaum nach Ghana einführte, gehen zwei der afrikanischen Bezeichnungen
für den Niembaum zurück: Meistens wird der Baum einfach King genannt,
denn so bezeichnete man früher den Gouverneur. In Mali ist der bekannte
Name für den Niembaum (in der Dyulasprache) Goo-Gay, also eine Verballhornung
von Guggisberg.
Mit wachsender internationaler Verbreitung erhielt der Niembaum unterschiedliche
Bezeichnungen. Dieser Vorgang setzte sich schon in Indien ein: Die Benennung
des Niembaumes sind in den frühen Sanskritschriften, in Farsi und in der
Sprache des heutigen Indien völlig verschieden.
Namen
des Niembaums
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Niembaum
polyglott
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Farsi
Azad Darakht i Hindi
(="der freigiebige Baum Indiens")
Französisch
Azadira d`Inde,
Margousier, Lilâ Perse
Portugiesisch
Margosa
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Sanskrit
Nimba, Nimbu, Arishta
(="Krankheitserleichterer")
Spanisch
Margosa, Nim
Englisch
Neem, Indian Lilac, Crack Jack, Paradise Tree
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Arabisch: Azad
Darkhtul Hind
Bengali: Nim, Nimgachh
Burma: Tamabin, Kamakha
Deutsch: Indischer Zedrach oder Indischer Flieder, Niembaum
Gujarati: Leemdo
Hindi: Neem
Kanadisch: Bevinmar, Kahibevu
Konkani: Beva-rooku
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Malajlam: Veppu,
Aryaveppu
Malajisch: Dawoon, Nambu, Baypay
Marathi: Kadunimb
Oriya: Nimo
Punjabi: Nimb
Simhalee: Nimu
Tamil: Vembu, Vempu
Telegu: Vepa
Tansania/Kenia (Suaheli): Muarbaini, Mwarbaeeni
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Schon die ältesten Sanskritschriften - die Jahrtausend
alten Veden - erwähnen den Niembaum als ein Geschenk des Himmels und
heben seine vielfältigen und nützlichen Eigenschaften für Menschen
und Natur hervor. In Indien wird der Niembaum seit jeher als Glücks bringender
Baum betrachtet. In machen Gebieten werden während einer Hochzeit Niembaumblätter
als Girlanden um den ganzen Festplatz geschmückt. Viele Inder essen traditionsgemäss
am indischen Neujahrstag - das ist der neunte Tag des Monats Chaitra, nach
und unserem Kalender April-Mai - Niemblätter, weil diese Glück bringen
sollen. Die Ayurvedamedizin empfiehlt, am Winterende 15 Tage lang Niembaumblätter
zu essen, um so während des gesamten kommenden Jahres vor Krankheiten
gefeit zu sein.
Sanskrit
Sanskrit gehört zu den indoarischen Sprachen und besitzt eine ähnlich
komplizierte Grammatik wie das Lateinische. Sanskrit ist die Gelehrtensprache
Indiens und die heilige Sprache der Brahmanen (im Unterschied zu den verschiedenen
Volkssprachen und Dialekten). Deshalb sind auch die meisten religiösen,
wissenschaftlichen und medizinischen Werke Indiens in Sanskrit geschrieben.
Brahmanen sind Angehörige der obersten, der Priesterkaste.
Veden
Die vedische Religion ist ein indischer Glaube. Kernpunkt ist die Ansicht, dass
die verschiedenen Einzelseelen und Dinge der Welt ihre Einheit darin finden,
dass sie den Körper Gottes bilden. Bei den Veden handelt es sich um die
älteste religiöse Literatur Indiens, die in einer noch älteren
Sprachform als das Sanskrit abgefasst ist. Religiöse Hymnen und Verse werden
ergänzt durch Hinweise auf die alltäglichen Dinge - darunter auch
Gesundheit bzw. Krankheiten. Die Veden entstanden etwa 1000 v. Chr.
Niembaum bei
religiösen Zeremonien
Die Hindus verehren bis heute den Niembaum und verwenden verschiedene Pflanzenteile
bei ihren religiösen Zeremonien. Vor allem in Indien, aber auch in Nachbarländern
sind die Bräuche weit verbreitet.
- In vielen Gegenden Indiens wird am Neujahrstag eine Zuckermasse, der einige
Niemblätter beigemengt sind, verzehrt. Damit soll symbolisiert werden,
dass sowohl das Bittere als auch das Süsse im Leben ertragen werden muss.
- Das Fest Ghatasthapana wird von vielen Indern jährlich gefeiert. Hierbei
versammeln sich die Dorfbewohner um einen Topf herum, der mit Wasser, fünf
Niemzweigen und einer Kokosnuss gefüllt ist. Dieser Topf wird mit Blumen
bedeckt, um so Unglück vom Dorf und seinen Bewohnern abzuwenden. Vor dem
Topf werden Zahlreiche Opfer dargebracht.
- Ein anderes Fest nennt sich Nandarvo. Hierbei wird der Saft des Niembaumes
zunächst den Göttern, danach den Tieren und Menschen geopfert.
- In vielen Gegenden Indiens ist es üblich, nach der Beerdigung Niemblätter
zu kauen und sie dann ausspucken - als Zeichen, dass man allen Kummer von sich
wirft.
- Die Hindus baden am indischen Neujahrstag auch in dem Blattabsud des Niems
um symbolisch Körper und Seele zu reinigen.
- Das Inhalieren des Rauches von verbrannten Niemblättern soll böse
Geister austreiben.
- Am gebräuchlichsten ist es Niemblättern in Haus und Heim zu verräuchern
gegen böse Geister im Sinne von Ungeziefer, Moskitos, Flöhe, und Pilzsporen.
- Sir Chaitanya, ein berühmter Heiliger des Vishnukultes, wurde Nimai genannt
weil er im Schatten eines Niembaumes geboren worden sein soll.
Der Name als
medizinischer Hinweis
In der ayurvedischen Literatur wird der Niembaum meistens als Nimb bezeichnet.
Es gibt auch andere Namen, die sich auf die speziellen medizinischen Qualitäten
oder auf das Aussehen deren Geschmack oder den Nutzen des Niembaumes beziehen:
- Aristha: Der Niem hat keine schädliche Nebenwirkungen auf die
Gesundheit des Menschen.
- Paribhdra: Der Niem sorgt für die allgemeine Gesundheit des Menschen.
- Pichumard, Pichumand: Der Niem heilt verschiedene Hautkrankheiten.
- Shukpriya: Papageien haben eine Vorliebe für die Früchte
des Niembaums.
- Tiktak: Der Niembaum in allen Pflanzenteilen einen bitteren Geschmack.
- Vartvache: Die Rinde und der Samen des Niems haben positive medizinische Eigenschaften.
- Vishirnparn: Der Niem hat gefiederte Blätter.
Niembaum -
rund um die Welt
Der Niembaum stammt ursprünglich aus Indien. Wegen seiner hervorragenden
heilenden Kräfte findet man diesen Baum heute fast in der gesamten Welt.
In der nun folgenden kleinen Reise um die Erde erfahren Sie, welche Nutzungsformen
des Niembaumes man überall gefunden hat.. Die Reise beginnt in Indien,
führt durch afrikanische Länder, in die der Niembaum zuerst importiert
wurde, sodann nach Amerika (die USA, die Karibik, Mittel- und Südamerika)
und endet wieder an ihrem Ausgangspunkt - in den asiatischen Ländern.
Indien
Am häufigsten findet man den Niembaum in Indien. Dort wächst er von
der Südspitze von Kerala bis zu den Ausläufern des Himalaja. Der Niembaum
gedeiht in tropischen und subtropischen Gegenden, sowohl in halbtrockenen als
auch in regenreichen Regionen, und er wächst in einem Höhenspektrum
von der Meereshöhe bis in einer Höhe von 700 Metern.
In Indien wächst der Niem wild in den Trockenwäldern. In fast allen
anderen Regionen des Landes (ausser den höchsten und kältesten Bereichen)
wird der Niembaum kultiviert. Am besten gedeiht er in den trockenen Zonen des
Nordwestens. Gewöhnlich werden Niembäume an Strassenrändern als
Schattenspender angepflanzt. Wenn Sie einmal in Neu-Dehli waren, haben Sie sicherlich
die stattlichen Bäume bewundert, die von beiden Strassenseiten her ein
grünes Dach bilden, dass die Menschen von der glühenden Sonne schützt.
Afrika
Nach Afrika gelangte der Niembaum zwar erst im 20. Jahrhundert, inzwischen findet
man allerdings Niembäume in mehr als 30 afrikanischen Staaten, vor allem
am Südrand der Sahara.
Ghana: Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist der Niembaum
in Ghana heimisch, Ghana war das erste afrikanische Land, in das der indische
Niembaum eingeführt wurde. Hier ist der Baum inzwischen der wichtigste
Lieferant für Brennholz. Auch in den grossen Städten, z. B. in der
Hauptstadt Accra ist der Niem als schattenspendender Baum weit verbreitet.
Mali: In Mali gehört der Niembaum entlang des Niger bis nach Timbuktu
inzwischen zum normalen Landschaftsbild. Viele Bäume werden auf etwa zwei
Meter zurückgeschnitten, um Futter für Rinder und Ziegen bereitzustellen.
Niger: Noch zu Beginn des 19, Jahrhunderts war das Majjiatal in Zentralniger
ein grünendes Waldgebiet. Aber es gab und gibt in diesem Gebiet nur unregelmässige
und spärliche Regenfälle mit jährlich nur etwas 400-600ml je
m2 Niederschlag. Die wachsende Bevölkerung benötigte Brennholz, Viehfutter
und Bauholz - und so war das Waldgebiet im Majjiatal schon recht bald abgeholzt.
Während der Dürrezeit in den siebziger Jahren trug der Wind ungefähr
20 Tonnen Mutterboden pro Hektar und Jahr davon. Während der Regenzeit
wiederum erstickten vom Wind herbeigetragene Sedimente die jungen Feldpflanzen.
1975 wurden unter der Schirmherrschaft der US-amerikanischen CARE-Organisation
Niembäume als Windschutz angepflanzt. Schon 1987 waren 560 Kilometer Doppelreihen
vorhanden, die mehr als 3000 Hektar Ackerland vor der Erosion schützte.
Die Bäume können die Windgeschwindigkeit um 45 bis 80 Prozent verringern,
damit die Bodenerosion vermindern und die Bodenfeuchtigkeit erhöhen. Dadurch
erhöhten sich die Ernteerträge um etwa 15%.
Nigeria: In den nördlichen Regionen von Nigeria findet man zahlreiche
Niembäme, vor allem in Dörfern und Städten. Auch entlang der
Strassen werden Niembäume vermehrt angepflanzt.
Senegal: Sowohl auf Grund von Regierungsprogrammen als auch auf Grund
privater Initiativen hat Senegal heute wahrscheinlich mehr Niembäume als
jedes andere afrikanische Land. Man findet sie in praktisch allen Dörfern
und Städten. Der Niembaum wird vor allem als Schattenspender, aber auch
als Brennholz genutzt. Ausserdem ist er ökologisch sehr wertvoll, weil
sonst viele einheimische Bäume zur Brennholzgewinnung gefällt würden.
Sudan: Der Sudan war eines der ersten afrikanischen Länder in denen
der Niemmbaum eingeführt wurde. Heute findet man den Niem überall
entlang des Blauen und Weissen Nil, an Bewässerungsgräben sowie in
Städten und Dörfern.
Amerika
USA: In den USA gibt es inzwischen Anpflanzungen von Niembäumen
im Süden Floridas sowie in Südkalifornien und in Arizona. Vor allem
aber findet man Niempflanzungen in Puerto Rico, auf den Jungferninseln und auf
Hawaii. 1989 verabschiedete der Senat auf Hawaii eine Resolution zur Erforschung
und Entwicklung von Niembaumpflanzungen.
Karibik Mittel- und Südamerika:
Seit zwei Jahrzehnten wird der Niembaum auf Haiti grossflächig angebaut.
Er ist der wichtigste Baum zur Wiederaufforstung der Insel geworden. So pflanzte
die US-amerikanische USAID 200'000 Niembäume entlang der Strassen. Auch
in anderen Bereichen setzte sich der Niem durch: Heute werden bereits haitianische
Niemsamen exportiert. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Niembäume auf den
karibischen Inseln und in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas eingeführt.
Häufig waren es indische Kontraktarbeiter, welche nicht auf die wertvollen
Eigenschaften des Niems in ihrem neuen Heimatland verzichten wollten und deshalb
Niemsamen mit sich führten. Kontraktarbeiter waren sogenannte Vertragssklaven
aus der Zeit der Piraterie und Kolonialzeit. 1850 gab es viel Arbeit auf den
Plantagen, so dass sich der Grossteil des Sklaven- und Menschenhandels auflöste,
weil sich die Menschen von den Händlern engagieren liessen und auswanderten.
Asien
Burma (Myanmar): Obwohl Burma eines der Herkunftsländer der Niembaums
ist, wird der Niem nicht mehr so stark genutzt. Vor einigen Jahren wurde in
Myanmar mit deutscher Hilfe ein Pflanzenschutzmittel auf Niemsamenbasis entwickelt,
das inzwischen von einer Fabrik in Mandalay produziert wird. Das Pflanzenschutzmittel
ist bei den einheimischen Bauern sehr beliebt, weil es gegen Schädlinge
in ihren Gemüse- und Erdnusspflanzungen erfolgreich eingesetzt werden kann.
Java: Auf Java gibt es eine grosse Anzahl verschiedener Niembaumarten.
Einige Baumarten auf Plantagen sind auf Grund ihres besonderen hohen Gehalt
an Inhaltsstoffen ausserordentlich wirksam gegen schädliche Insekten.
Pakistan: In Pakistan findet man den Niembaum hauptsächlich im Gebiet
südlich von Lahore. In vielen Städten säumen riesige Niembäume
die Strassen. Sie sind teilweise über 100 Jahre alt und über 30 Meter
hoch.
Philippinen: Erst 1978 wurde der Niembaum auf den Philippinen angepflanzt.
Damals führten Wissenschaftler des internationalen Rice Resarch Institut
(IRRI) den Baum ein. Bis 1990 hatte das Forschungsinstitut mehr als 120'000
Setzlinge verteilt, die inzwischen auf mindestens acht Inseln des Staates wachsen.
Sowohl private Initiativen als auch Regierungsstellen legen Plantagen zur Gewinnung
von Brennholz sowie zur Herstellung von Pflanzenschutzmittel an.
Saudi-Arabien: Vor mehr als 40 Jahren wurde der Niembaum nach Saudi-Arabien
eingeführt. Den heissen, trockenen Umweltbedingungen hat er sich hervorragend
angepasst. Inzwischen sieht man ihn dort wahrscheinlich häufiger als die
Dattelpalme oder jeden anderen ursprünglich in Saudi-Arabien heimischen
Baum!
In der Ebene von Arafat, wo vor über 1400 Jahren der Prophet Mohamed seine
letzte Predigt gehalten haben soll, entsteht jedes Jahr eine riesige Zeltstadt,
um die etwa zwei Millionen Pilger zu beherbergen, die sich auf den Weg nach
Mekka befinden. Diese Ebene gehört zu den heissesten Gebieten der Erde
- hier gibt es so gut wie keinen Schatten. Gerade in dieser Gluthitze erwiesen
sich die Niembäume als segensreich. 50'000 wurden angepflanzt um den Pilgern
den ersehnten Schatten zu spenden. Obwohl die meisten Experten behaupteten,
dass dies in so heissen Gebieten unmöglich sei Niembäume anzupflanzen.
Zwar gibt es in dieser Ebene einige Tiefbrunnen, aber das Wasser ist leider
sehr salzhaltig, fast eine Art Brackwasser. Heute noch können sich Tausende
von Mekkapilgern (Hadschis) im wohltuenden Schatten dieser Niembäume ausruhen.
Thailand: In Thailand gibt es neben dem indischen Niembaum auch einheimische
Arten des Niems. Azadirachta siamensis weist ebenfalls vielversprechende Möglichkeiten
auf, vor allem ist er besonders schnellwüchsig. Schon sechs Jahre nach
der Anpflanzung wiesen 200'000 Exemplare des Niems in einem besonders trockenen
und felsigen Gebiet eine Höhe von elf Metern auf und trugen, ausserdem
besonders viele Früchte.
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